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Taucherkrankheit – die Gefahr des schnellen Auftauchens

Taucherkrankheit - Brooklyn Bridge

Die Taucherkrankheit wurde beim Bau der Brooklyn Bridge in den 1870er Jahren entdeckt.

Zu den bekanntesten Auswirkungen von Tauchunfällen gehört zweifelsohne die Taucherkrankheit, auch Dekompressionskrankheit oder Caissonkrankheit genannt, welche unter anderem zu Muskel- und Gelenkschmerzen, Verlust der Hör- und Sehfähigkeit, Bewusstseinseintrübungen bis hin zur Bewusstlosigkeit und schlimmstenfalls sogar zum Tod führen kann. Entdeckt wurde die Taucherkrankheit übrigens beim Bau der Brooklyn Bridge.

In diesem Artikel erklären wir, wie und warum es zu einem Dekompressionsunfall kommen kann, und wie man die Gefahren der Taucherkrankheit verringern kann.

 


Entdeckung der Taucherkrankheit

Bei der Arbeit an den Fundamenten für die Pfeiler der Brooklyn Bridge wurden sogenannte Caissons (= franz. für Senkkasten) verwendet. Diese Senkkästen konnten als Arbeitsraum unter die Wasseroberfläche versenkt werden. Aufgrund der Verdrängung des Wassers durch Überdruck war es für die Arbeiter möglich, diese Senkkästen zu betreten und ihrer Tätigkeit am Fundament nachzugehen.

Weder die Verantwortlichen, noch die Arbeiter wussten damals jedoch, dass aufgrund des Überdrucks in den Senkkästen ein Druckausgleich beim Verlassen der Caissons notwendig gewesen wäre, um eine Dekompressionskrankheit zu vermeiden. In der Folge kam es dann auch zu schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden wie Atemnot, Blutungen, geplatzte Trommelfälle und sogar Lähmungen.  Daher auch der Name Caissonkrankheit. Erst Jahre später brachte man diese Erkrankungen mit den Folgen des fehlenden Druckausgleichs in Verbindung.


Was ist die Taucherkrankheit

Taucherkrankheit

Was aber ist die Taucherkrankheit eigentlich genau?  Je größer die Tiefe, in die der Tauchende vorstößt, desto größer wird der umgebende Wasserdruck, der auf den Körper einwirkt. Beim Tauchen mit Pressluft lagert sich aufgrund dieses Wasserdrucks immer mehr Stickstoff im körpereigenen Gewebe ein. Die Ausprägung dieser Einlagerung variiert dabei in Abhängigkeit von Dauer und Tiefe des Tauchgangs. Auch die Durchblutung des Gewebes spielt eine Rolle. Je besser ein Gewebe durchblutet ist, wie zum Beispiel die Muskeln oder das Gehirn, desto schneller lagert sich der Stickstoff hier ein. Im Fettgewebe dauert dieser Vorgang zwar länger, dafür wird das Gas in deutlich höherer Konzentration eingelagert. Umgekehrt wird beim Auftauchen beziehungsweise bei der Reduktion des Umgebungsdrucks der Stickstoff vom Gewebe wieder abgegeben. Dabei gilt: je schneller dieser eingelagert wurde, umso schneller wird er auch wieder freigegeben.


Abatmen des Stickstooffs beim Auftauchen

Taucherkrankheit

Beim Auftauchen muss der Stickstoff langsam abgeatmet werden.

Der gelöste Stickstoff wird dann über das Blut zur Lunge transportiert, um hier das Abatmen einzuleiten. Da Stickstoff ein sogenanntes „träges“ oder auch „Inert“-Gas  (lat. inertia = Untätigkeit) und nicht bei körpereigenen Stoffwechselvorgängen beteiligt ist, kann es vom Körper nur durch Abatmen Schritt für Schritt ausgestoßen und wieder aus dem Körper vertrieben werden. Erfolgt nun ein plötzlicher Druckabfall, was beim zu schnellen Auftauchen geschehen kann, wird mit einem Mal die Löslichkeit des Stickstoffs reduziert, wodurch im Blut, aber auch in anderem Körpergewebe Gasblasen gebildet werden. Diese führen zu einer Zerstörung des Gewebes, mit schwerwiegenden Folgen.


Unterschiedliche Typen der Dekompressionskrankheit

Grundsätzlich wird die Dekompressionskrankheit in drei Klassen eingeteilt.

Typ 1

Typ 1 erfasst dabei leichtere Ausprägungen wie Juckreiz, Gelenk- und Muskelschmerzen oder auch Bewegungseinschränkungen. Ausgelöst werden diese Beschwerden durch die Einlagerung der Gasblasen in den Gelenken, der Haut, den Knochen oder der Muskulatur. Oft sieht man hier blaurote Verfärbungen der Haut, die mit starkem Juckreiz einhergehen, oft als Taucherflöhe beschrieben.

Typ 2

Typ 2 der Taucherkrankheit erfasst die wesentlich stärkeren Schädigungen, aufgrund von Einlagerung der Gasblasen im Innenohr, dem Rückenmark, dem Gehirn oder den Blutgefäßen (sogenannte Embolien). Bewusstseinseintrübungen, Verlust des Hör- oder Sehvermögens und Lähmungserscheinungen bis hin zum Atemstillstand oder sogar der tödliche Ausgang, machen deutlich, warum die Dekompressionskrankheit sehr ernst zu nehmen ist.

Typ 3

Unter dem Typ 3 werden die Langzeitschäden der Taucherunfälle zusammengefasst.


Verdacht auf Dekompressionsunfall – Was tun?

Besteht der Verdacht auf einen Dekompressionsunfall sollten sofort entsprechende Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet und ein Notarzt verständigt werden (Stichwort: Taucherkrankheit). Bis dahin sollte der Betroffene vor Unterkühlung oder Überwärmung geschützt und, sofern er oder sie bei Bewusstsein ist, für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr gesorgt werden.


Vermeidung der Taucherkrankheit

Den meisten Tauchern ist bekannt, dass zu schnelles Auftauchen zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen kann. Warum kommt es dann aber immer wieder zu Dekompressionsunfällen?

Um die Gefahren der Taucherkrankheit zu verringern, sollte man ausgeruht und fit sein. Außerdem sind Pausen zwischen den Tauchgängen wichtig. Die konservative Planung des Tauchgangs mit Sicherheitsstopps spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle.

Körperliche Verfassung

Wie so oft bei Unfällen, ist häufig Leichtsinnigkeit oder Unwissenheit die Ursache für riskantes Verhalten. Deswegen gilt auch hier: gute Planung ist die halbe Miete! Ausreichende Flüssigkeitszufuhr und ein guter körperlicher Allgemeinzustand sollten vor einem Tauchgang selbstverständlich sein. Wer übermüdet, ausgelaugt oder dehydriert ist, leidet schneller an Erschöpfungszuständen und Konzentrationsmangel. Beides sollte beim Tauchen unbedingt vermieden werden.

Wiederholungstauchgänge

Gleiches gilt für Wiederholungstauchgänge. Wenn zwischen zwei Tauchgängen nicht mindestens 24 Stunden Abstand liegen, muss dies bei einem erneuten Tauchgang berücksichtigt werden und in die Berechnung und Planung eines Wiederholungstauchgangs miteinfließen. Der Grund hierfür ist, dass der Taucher nach dem ersten Tauchgang auch nach dem Auftauchen noch nicht komplett entsättigt ist. Dies kann einige Minuten bis Stunden in Anspruch nehmen. Moderne Tauchcomputer berücksichtigen dies bei der Berechnung eines erneuten Tauchgangs oder warnen den Taucher gegebenenfalls.

Das Risiko verringern

Caissonkrankheit

Gegenseitige Kontrolle: Tauchen zu zweit erhöht die Sicherheit!

Atemgasgemische wie Nitrox, die einen höheren Sauerstoffanteil haben, können das Risiko eines Dekompressionsunfalls ebenfalls verringern. Das Wichtigste ist und bleibt jedoch das langsame und kontrollierte Auftauchen. Dekompressionstabellen und Tauchcomputer sind dabei eine wichtige Hilfe, um die angemessene Auftauchgeschwindigkeit zu ermitteln. Aber auch Sicherheitsstopps und eine konservative Tauchplanung verringern die Gefahr der Taucherkrankheit. Und zu guter Letzt: nie alleine tauchen. Die Tauchpartner geben einander Sicherheit und achten darauf, dass niemand leichtsinnig wird oder in Panik zu schnell auftaucht.


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